Letztes Jahr im Dezember begannen Doris und ich mit dem Bedediktweg. Er geht ja direkt durch Adlwang, somit "mussten" wir diesen natürlich bepilgern. Ist ja auch der Reinhard Niederkrottenthaler ein Adlwanger, der die Beschilderung unseres Gebietes bestens gemacht hat, vielen Dank dafür lieber Reinhard.
Heute "musste" es sein, ich habe einen freien Tag, das Novemberwetter war auch nicht das schlechteste, nein, es entwickelte sich sogar zu einem sonnigen Tag.
Von Lambach starte ich, nach Anreise mit dem Auto, um 9Uhr über die Traun und hinauf zur Kirche Stadl-Paura. Eine interessante, eher seltene Dreifaltigkeitskirche. Die hat drei Eingänge, drei Altäre und drei Orgeln. Sozusagen drei gleich Kirchen in einer vereint, zu Ehren Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde diese Kirche auf einem Hügel (Kuppe) neben der Traun anläßlich der damaligen Pestepidemie gebaut.
Sollten wir nicht auch eine Kirche anlässlich der Corona Pandemie bauen? , war mein Gedanke als ich vom Hügel hinunter zur Traun und dieser entlang nach Stadl-Paura weiterpilgerte.
Ich kam zu einem schönen Rastplatz. An diesem wurde mir die Geschichte des Ortes nähergebracht. Über Jahrhunderte war hier der Umschlagplatz des "weißen Goldes", welches auf Zillen von Hallstatt auf der Traun flussabwärts transportiert wurde. Dies war notwendig weil hier der Wasserstand zu seicht war für die "Fuderzillen". Das Salz musste auf sogenannte "Salztrauner" (kleinere Schiffe) umgeladen werden. Somit waren in Stadl-Paura über 200 Schiffer beschäftigt, zahlreiche Salzstadeln und Speicher und zwei Schiffbaustätten sorgten für regen Betrieb in dem ansonsten beschaulichen Ort.
Der Benediktweg führte dann weg von der Traun durch Siedlungsgebiet über eine "Leitn" hinauf zum nächsten Siedlungsgebiet, vorbei am Sportplatz "Blau-Weiß-Stadl-Paura", von dort auf schönem Weg durch einen Forst. Darin wurde die Gmundner-Straße gequert. Nach dem Wald ging es leicht ansteigend auf einem Güterweg über Ackerland nach "Ober-Bachloh", einem Weiler mit ein paar Häusern. Es war kalt und windig, über der Haube kam auch noch die Kaputze meiner "besten" aller Pilgerjacken.
Die Schaunberger-Kapelle "Maria am Weg" stand an einer Straßenkreuzung und markierte den höchsten Punkt. Ich ging hinein in die schön restaurierte mittelgroße Kapelle. Ein Folder lag auf, diesen nahm ich mit. Darauf wurde die Geschichte dieser Kapelle beschrieben, und ein "Mariengebet" und "Segensgebet für den Weg". Dieses hat mich berührt, ein Auszug davon:
"Gott, du Freund der Menschen, segne unsere Füße und die Wege, die wir gehen, damit sie Wege zu den Menschen und zu dir werden.
Segne unsere Hände und die Arbeit, die wir tun, damit unsere Werke von deiner Liebe erzählen".
Danach war Bad-Wimsbach bald erreicht. Am Beginn des einladenden Markplatzes führte der Weg, eine Straße hinauf zur Kirche. Im Zugangstor sind die Gefallenen, Vermißten des 2.Weltkrieges bildlich aufgelistet. Die alle waren in Rußland gefallen oder verschollen. Auf einer Europakarte, in der Ukraine, nicht allzuweit von Moskau entfernt, waren diese unglückseligen, großteils sehr jungen Männer im Einsatz und erlitten dort ihren viel zu frühen Tod. Wie schrecklich war doch diese Zeit für sie und ihre Mütter und Angehörigen. Da bin ich ja direkt "dankbar" (bitte nicht falsch verstehen) über dieses Corona Dilemma welches uns jetzt auch einiges abverlangt, in Gegenüberstellung dieses Flächenbrandes mit zig Millionen Toten in den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts.
Durch eine traumhafte Kastanienallee mit knorrigen alten Bäumen führt der Benediktweg "geschottert" hinunter zur sehr modernen und bestens ausgestatteten Fussballanlage der Gemeinde Wimsbach. EIn kleines Stadion, ein großer Kunstrasenplatz, noch ein großer Rasen-Trainigsplatz und ein Funcort, ja dass ist ideal für den Betrieb eines Fussbalvereines. Gratulation an die Verantwortlichen dieses Vereines, was die geschafft haben, wirklich großartig.
Danach durch einen Wald wurde die "Villa Rustica" erreicht. EIne Ruine eines römischen Landhauses. Im 1.Jahrhundert wurde diese errichtet, bestand bis ins 4.Jahrhundert. Hr.Profesor Dr. Beninger hatte 1961 begonnen dieses 2 Tausend Jahre alte Gebäude, bzw. das was halt noch da war, auszugraben. Wir Menschen in unserer Zeit sollten uns ein wenig in Bescheidenheit üben (für das bin ich grundsätzlich sowieso) in Anbetracht dessen, was diese Römer schon für eine Wohnkultur hatten, meint der Hr. Professor absolut zu Recht. Aus den freigelegten Mauerzügen wurde die Erkenntnis gewonnen, dass dieses Römerhaus über eine ausgeklügelte Heizanlage verfügte, Heißluft wurde in die gewölbten Fußböden und die Hohlziegel eingelassen.
Danach näherte ich mich wieder der Traun, ging über die Alm (Fluss) und kam nach einigen weiteren "ländlichen Kilometern" hinunter nach Fischlham. Es war Mittag als ich zum "Dorfwirt", bei der Gemeinde und neben dem Schloss Bernau, kam. Ideal für eine Pause nach 16 Kilometer. Eine Suppe und Cola-gespritzt in dem sehr freundlichen Gasthaus genehmigte ich mir. Die nette Kellnerin frug mich ob ich einen Schnaps möchte .... ja eigentlich, warum nicht? Als ich zahlte war der nicht auf der Rechnung, vielen Dank dafür, aber guat war er ned! :)
EIn Stück weiter besuchte ich die Kirch Fischlham. Ein Waller umgeben von Wasser, dargestellt auf der linken Kanzel war nicht sofort zu erkennen, aber sehr originell, eben "Fischlham"!
Am Haus (Pfarrhaus?) daneben, waren zwei Granitplatten an der Wand befestigt. Auf der linken stand: "Zur Mahnenden Erinnerung --- Hier hat Adolf Hitler lesen und schreiben gelernt. (1895 - 1897) Nicht heil: Unheil-Zerstörung und Tod hat er über Millionen Menschen gebracht"; auf der rechten: "Granit von der Todesstiege, KZ-Mauhausen"! So hatte ich die Verbindung zu meinen Gedanken in/vor der Kirche in Bad-Wimsbach. Sehr, sehr wichitg sind solche Mahnmale, wir dürfen nie vergessen was da geschehen ist, nie wieder darf es soweit kommen! Diese Mahnmale sollten, müssen uns bei noch so großen Gegensätzen und Meinungsverschiedenheiten zur "Besinnung" bringen, ansonsten geraten wir in große Gefahr!
Steinerkirchen ist ein "Steinwurf" entfernt, natürlich gehe ich den "Umweg" hinauf zu den Benediktinerinnen. In der großen Kirche fällt mir gleich der Heilige Rochus auf, dieser ist ja anscheinend überall anzutreffen, auch auf meinem Jakobsweg traf ich ihn immer, in der Schweiz, Frankreich, Spanien! Er ist ja unser "Pestheiliger", na klar wird er in ganz Europa verehrt, die Pest wütete ja auch in allen europäischen Landen furchtbar. Achja, die hatten keine Impfung um sich zu schützen oder zu wehren, gegen diese verheerende Pandemie des Mittelalters, der Pest.
Mich interessierte ob man hier bei den Benediktinerinnen als Pilger (Bendiktpilger) übernachten könnte? In einem Nebengebäude bekam ich von einer freundlichen Nonne die erhoffte Antwort, JA, aber ..... Nein, nein, nicht heute, antwortete ich, wegen Corona ist es viel zu gefährlich, die nächsten Wochen müssen wir in den Lockdown, wie uns unsere, nicht ganz sattelfeste Regierung, gerade eben mitteilte!
Ständig ein paar Meter abwärts, wieder aufwärts waren die nächsten Kilometer über Äcker, Felder, Wälder Richtung Sattledt bis zur Autobahn zu bewältigen. Unsere Bauern waren wieder sehr fleißig, die Felder waren "sauber" bearbeitet, beackert, oder mit Winterkulturen bebaut.
Ich wurde schon müde, es tat schon ein bisschen weh, auch wegen der vielen Asphaltkilometer und auch weil ich ein wenig "aus der Übung" war, die letzte ähnlich lange Tour ist ja schon lange her. Aber es ist gut diese lange Etappe heute zu gehen, nächste Woche, am 1.Adventsonntag (28. Nov.)gehen wir ja "Christkindlpilgern", von Adlwang nach Christkindl. Schon einige Jahre organisiere ich diese Pilgerung durch das schöne Steyrtal zum Christkindl.
Die Autobahn wurde dann 4 mal gekreuzt, bevor Sattledt erreicht wurde. Dort nach der Kirche, die war geschlossen, zum Bahnhof, super ausgegangen, 15:51 fährt der "bescheidene" Zug nach Wels, von dort kam ich mit dem nächsten Zug weiter nach Lambach!
Zur Belohnung bekam ich auf dem Welser Hauptbahnhof noch einen schönen Sonnenuntergang geschenkt, und in Lambach, als ich vom Bahnhof-Markt zum Parkplatz an der Traun marschierte, einen mystischen Vollmond über dem Benediktinerstift Lambach. Es war 1/2 sechs abends, und beinahe vollkommen dunkel. Ach wie die Zeit vergeht, vor kurzem konnte man noch Stunden länger pilgern!
LG, euer den Benediktweg durch Österreich geschaffter Pilger, Helmut!
Kommentar schreiben